Münzfunde
Die Geschichte des römischen Geldes zur Zeit der Republik
Rohkupfer (aes rude) stand am Beginn der römischen Münzgeschichte. Sein Wert ergab sich aus seinem Gewicht. Das Rohkupfer, also Erz, ersetzte das bis um die Zeit des 5. Jahrhunderts v.Chr. übliche Viehgeld, die Berechnung von Waren oder Strafen in Stücken Vieh. Das Rohkupfer selbst wurde zum Wertmesser. Zum Bezahlen wurde einfach ein Stück "abgehackt". Pecunia, das Geld oder Vermögen also, läßt sich ableiten von pecus (Vieh), dem früheren Wertmaßstab.
Einen Fortschritt gegenüber dem Rohkupfer stellte das Schwergeld (aes grave) dar. Es wurde in runden Doppelformen gegossen und hatte eine Gewichtsangabe. Es mußten keine Stücke mehr abgehackt werden, da neben der Einheit as kleinere Nominale existierten. Eingeführt wurde das aes grave nach 290 v.Chr. Rom war nach dem Abschluß der Samniterkriege eine bedeutende Macht in Italien geworden, hatte Bronze erbeutet und sich den Zugriff auf die etruskischen Kupferminen gesichert.Trotz der Einführung des Schwergeldes gab es auch weiterhin Barren (aes signatum), vielfach noch mit Bildnissen von Rindern geschmückt, aber auch mit Darstellungen von Schlachten oder Göttern. Sie bestanden nicht mehr aus Rohkupfer, sondern aus Kupfer.
Völlig fremd war für Rom zunächst das bei den Griechen übliche Silbergeld. Im Zuge der Eroberungen der Samniterkriege stieß Rom im süditalischen Raum auf diese griechischen Münzen. Fortan wurden mit griechischer Technik römische Silbermünzen hergestellt, die sogenannten Didrachmen (didrachmoi). Als Nachfolger dieser Münze diente ab 235 v.Chr. ein neues Münzbild, das nach einer Abbildung eines Vierergespanns Quadrigat (quadrigatus) genannt wurde.
Der Wertverfall der Münzen war ein Phänomen, das vor allem in Krisenzeiten auftrat. So verlor die römische Währung während des 2. Punischen Krieges 216 v.Chr. an Edelmetallgehalt. Dies betraf sowohl die Münzen als auch die noch immer ausgegebenen aes grave. Um der Währung wieder zu Wert zu verhelfen, wurde der Quadrigat (quadrigatus) um 211-213 v.Chr. durch ein ganz neues Silbermünzen-System ersetzt, den Denar. Ein denarius entsprach im Wert 10 asses. Abwertungen trafen auch Nominalwerte, zum Beispiel den Victoriat (victoriatus), der aufgrund seines verringerten Gewichtes nach 104 v.Chr. mit dem Quinar (quinarius) gleichgesetzt wurde.
Gold war als Münzmetall bei den Römern zunächst eine Notlösung. Um 216 v.Chr., in der schwierigsten Zeit des 2. Punischen Krieges, erschienen die ersten Goldprägungen. Erst zur Zeit Caesars sollten Goldmünzen in größerem Umfang und regelmäßig geprägt werden. Sie waren mehr eine Recheneinheit als ein Zahlungsmittel; alle anderen Münzen waren stets "Teile" der Goldmünzen, der aurei. Bezahlt wurde im Alltag eher mit Silbermünzen, den denarii.
Die Bebilderung von Münzen und Barren änderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Die aes grave zierten Götter, Tiere, Tierköpfe und Götterattribute und andere Objekte wie Merkurstab, Rad, Anker und so weiter.
Auf den Silbermünzen fanden sich zunächst Gottheiten, auch griechische. Ab 100 v.Chr. wurden die denarii als Propagandamittel der großen Familien im Kampf um die Macht genutzt. Diese Darstellung von symbolhaften Anspielungen auf den eigenen Namen oder später auf heldenhafte Taten entwickelte sich aus der Praxis der Feldherren, außerhalb Roms eigene Münzen herstellen zu lassen. In Rom beziehungsweise schon in Italien wäre das freilich als Zeichen der angestrebten „Tyrannei" nicht möglich gewesen.
Denarius Serratus des C. Naevius Balbus, geprägt 79 v.Chr. in Rom. - Dm. 18,5-20 mm.
Vorderseite: Kopf der Göttin Venus mit Diadem, dahinter SC. Die Venus weist Balbus als Parteigänger des Diktators Sulla aus. Die Münze hat einen gezähnten Rand, wohl um ein betrügerisches Beschneiden zu verhindern. Tacitus zufolge bevorzugten die Germanen solche Silbermünzen.
Besonders hektische Betriebsamkeit sollten die Familien in Bezug auf derartige Prägungen in der Zeit nach Iulius Caesars Tod 44 v.Chr. entwickeln. Es war die Phase des Übergangs von der Republik zur Monarchie, und vor allem auf Silber- und Goldmünzen finden sich zu dieser Zeit Porträts und Titel von Würdenträgern, dargestellt zuweilen mit ihren aktuellen Koalitionspartnern.
Zwei Denare C. Iulius Caesars, geprägt 49/48 v.Chr. in einer mobilen Heermünzstätte Caesars. - Dm. 17,5-18 bzw. 17,5-19 mm.
Vorderseite des linken Denars: Die vier Geräte (culullus, aspergillum, Axt und apex) des höchsten Priesters (pontifex maximus).
Rückseite des rechten Denars: Elefant geht nach rechts und zertrampelt einen Drachen am Boden, unten CAESAR.
Mit dieser Münze bezahlte Caesar seine Soldaten im Bürgerkrieg gegen Cn. Pompeius. Caesar war pontifex maximus, was die Priestergeräte erklärt. Der Elefant symbolisiert das Heer Caesars, wie es mit seinen Feinden umgeht.
Denar des Sextus Pompeius, geprägt 42/40 v.Chr. auf Sizilien.
Vorderseite (links): Kopf des Neptun, links ein Dreizack; darum Umschrift MAG PIVS ITER.
Rückseite (rechts): Seetrophäe auf einem Anker.
Sextus Pompeius (68-35 v.Chr.), Sohn des berühmten Cn. Pompeius Magnus, eroberte 43 v.Chr. Sizilien. Mit Hilfe der Flotte beherrschte er die Meere und schnitt Rom von der Getreidezufuhr ab. Das Bild des Denars zeigt Symbole des Meeres; mit diesem Geld bezahlte er seine Flottensoldaten. Abwechselnd verbündete er sich mit oder kämpfte gegen Octavian und M. Antonius.
Zwei Denare des Marcus Antonius, geprägt 32/31 v.Chr. in einer mobilen Heeresmünzstätte. - Dm. 16,5-17 bzw. 17-18,5 mm.
Vorderseite des linken Denars: Schiff nach rechts, auf dem Bug ein Zepter mit Wimpel; Umschrift oben ANT.AVG (Antonius Augur), unten III VIR RPC (Mitglied des Dreierkollegiums zur Wiederherstellung der Republik).
Rückseite des rechten Denars: Ein Legionsadler zwischen zwei Standarten, darin LEG VII (Siebte Legion).
Diese Münzen dienten dem Antonius zur Finanzierung seiner Truppen im Bürgerkrieg gegen Octavian, den späteren Augustus. Es sind alle Legionen auf den Münzen genannt, auch die seines Gegners.