Münzfunde

Geld im militärischen Bereich

Während eines Feldzuges mußte ein Feldherr das Geld, mit dem er seine Soldaten bezahlte, zum Teil selbst prägen. Als Motiv bot sich an, was den eigenen Ruhm beziehungsweise den der Familie vermehrte und das Ansehen unter den Soldaten erhöhte. Dargestellt wurde zum Beispiel der Sieg im Feld oder der Einsatz für das Allgemeinwohl.

Auch das bereits fertig mitgebrachte Geld erhielt wortwörtlich die persönliche Prägung des Heerführers. Sein Gegenstempel, mit dem der Feldherr die Münzen versehen ließ, führte den Soldaten deutlich vor Augen, wem sie ihre Barschaft zu verdanken hatten. In Kalkriese wurden zahlreiche Münzen mit den Gegenstempeln IMP (imperator), AVC (Augustus), VAR (Varus) und C.VAL (C. Numonius Vala) entdeckt.



Kupfermünze (as) des Augustus mit Gegenstempel VARKupfermünze (as) des Augustus mit Gegenstempel VAR des P. Quinctilius Varus, geprägt 8-3 v.Chr. in Lugudunum/Lyon. - Dm. 25,5-27 mm.



Zur Zeit des Augustus erhielten Soldaten eine feste Besoldung, das stipendium. Ein Legionär erhielt jährlich 225 Denare (900 Sesterzen). Das Geld wurde in drei Raten zu 75 denarii alle vier Monate ausgezahlt. Täglich erhielt ein Soldat so zehn Kupfermünzen (asses). Allerdings wurde das stipendium nicht gesamt ausgezahlt; oft blieb dem einzelnen Soldaten nur die Hälfte übrig, nachdem Kosten für Kleidung, Essen, Waffenreparaturen und anderes abgezogen waren. Deshalb war ein donativum, eine außerordentliche Zahlung an bestimmte Soldaten, wohl stets willkommen. Die Gegenstempel auf den asses stehen in Zusammenhang mit diesen Geldgeschenken (donativa).

Ein wichtiger Punkt im Soldatenleben war neben der Bestechung, für die Geld aufzubringen war, die Spielleidenschaft. Meist ging es um Geld, wenn auf Spielbrettern aus Stein oder Ziegel gespielt wurde.



Spielfeld für ludus latrunculorumSpielfeld für ludus latrunculorum. - Basilica Iulia, Forum Romanum (Rom). Bekannt sind von »ludus latrunculorum« Spielsteine (latrunculi) und Spielunterlagen mit Schachbrettaufteilung in 8 x 8 Felder. Die Spielregeln sind nicht bekannt. Da es aber nur Spielsteine einer Art gibt, wird das Spiel entweder in der Art des Dame- oder Halmaspieles gespielt worden sein.


Spielsteine (latrunculi) aus Kalkriese



Spielsteine (latrunculi) aus Kalkriese. - Opakes Glas. - Dm. des schwarzen Spielsteins oben rechts 1,3 cm.



Wenn kleinere "Scheidemünzen" fehlten, konnten auch größere einfach zum Wechseln halbiert werden.



Runder Gegenstempel IMP auf einem halbierten AsRunder Gegenstempel IMP mit Krummstab (lituus) auf einem halbierten As des Augustus, geprägt in Lugdunum/Lyon 8-3 v.Chr. Halbierung bedeutet Kleingeldmangel. Trotz völligen Abriebs wurde die Münzhälfte nicht eingezogen, sondern im Lager Haltern mit einem Gegenstempel versehen und damit als gültiges Geld bestätigt.



Linke Hälfte eines DupondiusLinke Hälfte eines Dupondius aus Nemausus/Nîmes, geprägt 28/10 v.Chr.



Halbiertes As aus ViennaHalbiertes As aus Vienna/Vienne in Gallien, 40-38 v.Chr. - Rs: Schiffsbug mit Auge, Deckaufbau und Mast nach rechts. Aus Kleingeldmangel wurde diese autonome gallische Provinzprägung geteilt und in römischen Militärlagern genutzt. Vorwiegend kommen diese Münzen aus Vienna in den früheren Lagern der »Drususzeit« vor (z.B. Dangstetten).



Durch das symetrische Münzbild wurde die Teilung geradezu begünstigt. Dies ging in Lagern der »Drususzeit« (15-9 v.Chr.) soweit, daß es mehr halbe als ganze Stücke im Geldverkehr unter den Soldaten gab.



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