Quellen zur Varusschlacht

5. Die literarischen Quellen im Vergleich

1. Die Kenntnisse über die "clades Variana" erhalten wir nicht von Teilnehmern oder Augenzeugen, sondern von Autoren, die nachträglich darüber berichten: Velleius Paterculus, Tacitus, Florus und Cassius Dio.

2. Die literarischen Quellen geben keine genaue Auskunft über die geographische Lage des Geschehens, und der Hergang des Kampfes wird nur bei Cassius Dio geschildert.

3. Mit Ausnahme von Velleius Paterculus schreiben alle Autoren mit mindestens 90 Jahren Abstand vom Geschehen.

4. Durch die Kompilation der vier Autorendarstellungen lassen sich einige Unterschiede und Gemeinsamkeiten erkennen:

  • Das Land zwischen Ems, Weser und Elbe wurde von germanischen Stämmen bewohnt, deren Lebenssituation den Römern nicht ausreichend bekannt war.
  • Die Hauptstämme, die an der Varusniederlage beteiligt waren, bleiben indifferent, im Wesentlichen beziehen sich die Berichte auf die Cherusker. Ihre Stärke wird ebenfalls nicht genannt, aber auf römischer Seite waren es drei Legionen, drei Alen und sechs Cohorten (Vell. II 117, 1; Tac. ann. I 62; Flor. II 30, 34). Davon wird nur die 19. Legion ausdrücklich erwähnt, als deren Adler wiedergefunden wird (Tac. ann. I 60, 3), bei der Auffindung eines weiteren Adlers bei den Marsern (Tac. ann. II 25) und später im Jahre 42 bei den Chauken (allerdings nicht unbestritten) (Cass. Dio LX 8, 7) sind die Nummern der Legionen nicht genannt. Die 18. Legion ist im Zusammenhang mit der Varusschlacht jedoch auf dem berühmten Caeliusstein erwähnt.
  • Unter den germanischen Stammesfürsten gab es pro-römische (Segestes) und anti-römische Fürsten (Arminius, Segimerus) (Vell. II 118, 2 u. 4; Flor. II 30, 32, 33; Cass. Dio LVI 19, 2; Tac. ann. I 58, 2).
  • Alle Autoren verweisen auf das ungünstige Gelände, Wald- und Sumpfgebiet, (Vell. II 119, 2 ; Flor. II 30, 36; Tac. ann. II, 61) sowie das unwirtliche Klima, Regen und Kälte (Cass. Dio LVI, 20, 3).
  • Die Hauptursache der Erhebung der Germanen 9 n. Chr. war die Unzufriedenheit über die Behandlung durch die Römer und besonders durch Varus, die als ungerecht empfundenen Tributzahlungen und die Einführung der römischen Rechtsprechung (Flor. II 30, 31; Vell. II 118; Cass. Dio LVI 18, 3).
  • Übereinstimmend wird die Unfähigkeit (Schuld) des Varus (Vell. II 118, 2; Flor. II 30, 32, 33; Cass. Dio LVI 19, 1, 3 u. 4), aber auch die ihm feindliche Fortuna hervorgehoben (Vell. II 118, 4; Flor. II 30, 35).
  • Die geschickte Ausnutzung der topographischen Gegebenheiten (Wald, Berge und schlechte Wege) durch Arminius wird als Hinterlist und Verrat gewertet (Vell. II 119, 2; Flor. II 30, 36; Cass. Dio LVI 20, 4).
  • Die "clades Variana" als Schmach steht im Empfinden der Römer auf einer Stufe mit der "clades Lolliana", der Niederlage gegen die Parther bei Carrhae und der Schlacht von Cannae (Vell. II 97,1; 119, 1; Flor. II 30, 35).


  • wieder nach oben...

    zurück zur Quellenübersicht...

    | Home | | Kontakt | | Impressum | | Webmaster | | Disclaimer |